Energie Mitwitz e.G.

Wie ein berühmtes kleines gallisches Dorf machte sich Mit- witz vor 13 Jahren auf, sich gegen eine schier unbezwingbare Übermacht zu stellen, nämlich die der mächtigen Energiekonzerne. Der damalige Bürgermeister Hans-Peter Laschka warf die Idee eines Biomasseheizkraftwerks in den Marktgemeinderat. Seine Argumente: Ressourcenschonende und umweltfreundliche Energieerzeugung, Unabhängigkeit von Investoren und den Kapriolen des weltweiten Handels mit Öl und Gas, eine Wertschöpfungskette in der Region. Auch Altlandrat Heinz Köhler unterstützte das Vorhaben und so fanden sich 61 Genossen, die 2009 die „Energie Mitwitz e.G.“ gründeten. Von Anfang an dabei war Sebastian Höpflinger, damals Filialleiter der Sparkasse, jetzt Geschäftsführer und Vorstandsmitglied von Energie Mitwitz. „Vor der Gründung haben wir in 7 Arbeitsgruppen alle Aspekte beleuchtet, von der Gesellschaftsform bis hin zur Preisgestaltung. Denn wir wollten auf keinen Fall einen Investor, der die Preise macht“, erinnert er sich. Mit 5000 Euro war man dabei: 2000 Euro Einlage in die Genossenschaft, der Rest als Eigenkapitalbeitrag.

"Wer damals investierte, der freut sich heute. Öl und Gas waren vor zehn Jahren zwar preiswert, dass endliche Energieressourcen knapp und teurer werden, war aber absehbar. Der lange Atem hat sich bezahlt gemacht, wir sind mittlerweile konkurrenzfähig" - Sebastian Höpflinger

Die Mitwitzer Anlage ist bislang das größte privat betriebene Biomasseheizwerk in Oberfranken. Bei der Inbetriebnahme vor zehn Jahren wurden 114 Anwesen mit Nahwärme beliefert, heute sind es 123, mit dabei alle öffentlichen Gebäude vom Wasserschloss bis zur Montessori-Schule. Die Nachfrage nach Neuanschlüssen ist gestiegen. Doch nur Anwesen, die am bestehenden Leitungsnetz liegen können neu aufgenommen werden. Von einer moderaten Erweiterung gehen Vorstand und Aufsichtsrat der Energie Mitwitz aus, denn sie haben beschlossen, einen weiteren Biomassekessel anzuschaffen. Mehrbelastungen entstehen für Bestandskunden nicht, die Finanzierungskosten werden abgedeckt durch höhere Einnahmen, erklärt Höpflinger. Neben dem guten Gefühl, Energie aus nachwachsenen Rohstoffen zu gewinnen und einen signifikanten Anteil am Klimaschutz zu leisten freut Höpflinger ein Aspekt ganz besonders: „Wir haben die einzigartige Situation, in der die aktuelle Generation der nächsten etwas finanziert.“

 

KOSTEN UND FINANZIERUNG
Die Investitionssumme belief sich auf 4,5 Millionen Euro, davon liegen 2,5 Millionen als Rohrleitungen unter der Erde. Die Genossen beteiligten sich mit 600.000 Euro an der Finanzierung. Dazu kam 1 Million aus Fördermitteln, der Rest wurde finanziert.

DATEN UND FAKTEN
Ein Leitungsnetz von 8,4 km speist 123 Anwesen mit Nahwärme. Zwei Heizkessel (1000 kW und 500 kW), die mit Holzhackschnitzeln aus der Region befeuert werden, erzeugen Warmwasser mit einer Temperatur von rund 80°C. Auf dem Weg durch die Rohre gehen nur wenige Grad verloren, in den Haushalten kommt das Wasser immer noch mit etwa 76 Grad an. Für Peakzeiten, etwa nach den Wochenenden, steht ein Ölkessel parat um den Mehrverbrauch abzufangen. In den Heizungskellern der Eigentümer stehen keine Heizkessel mehr, sondern ein Wärmetauscher. Die bereits vorhandenen Heizkörper und Leitungen in den Wohnungen können weiterhin betrieben werden. Bis zum Jahresende wird die Wärmeabnahme etwa 4,5 Millionen Kilowattstunden (kWh) betragen. In den letzten zehn Jahren wurden rund 59 Millionen kWh Wärme erzeugt, das entspricht 6 Millionen Liter Heizöl oder 5 Millionen kWh Erdgas. Die CO²-Einsparung beträgt 15.562 Tonnen. Auf dem Dach befindet sich außerdem eine Photovoltaik- Anlage mit 63,14 kWp Leistung, die im November 2011 in Betrieb ging. Sie erzeugt pro Jahr ca. 60.000 kWh Strom. Davon verbraucht das Heizwerk rund 25.000 kWh, der Rest wird in das Netz eingespeist.

VON DER SPARKASSE INS HEIZKRAFTWERK
Gründungsmitglied Sebastian Höpflinger kam vor dreißig Jahren der Liebe wegen vom Schliersee aus Oberbayern nach Mitwitz. Hier arbeitete er viele Jahre als Filialleiter der Sparkasse und startete im Ruhestand eine zweite Karriere. Als Geschäftsführer der Energie Mitwitz kümmert er sich um den reibungslosen Betrieb des Biomasseheizkraftwerks, ist Ansprechpartner für Kunden, Lieferanten und die Mitarbeiter. Im Vorstand entscheidet er mit über die Strategie. Der gelernte Bankkaufmann fuchste sich mit Elan und aus Überzeugung an der Sache hinein in die technischen Abläufe. Etwa 20 Stunden pro Woche nimmt ihn seine Tätigkeit in Anspruch. Unterstützt wird er von vier Heizwarten, die die Anlagen betreuen. Per Fernauslesung kommen zwei Mal täglich die Verbrauchsdaten der Kunden in Höpflingers Rechner an. Mit der Erfahrung von zehn Jahren sieht er auf einen Blick, wenn irgendwo ein Wert nicht plausibel ist. „Ein Mal hab ich schon nach drei Tagen gemerkt, dass bei einem Kunden etwas nicht gestimmt hat“, erzählt er. Normalerweise dauere es viel länger, bis ein Defekt auffällt.

ZAHLENSPIELE
Leitungsnetzlänge: 8,4 km
Angeschlossene Anwesen: 123
Heizkessel: 1x 1000 kW 1x 500 kW
Brennstoff: Holzhackschnitzel
Warmwasser am Werk: 80° C
Warmwasser am Verbraucher: 76° C
Erzeugte Wärmemenge 2021: 4,5 Millionen kWh
Wärmemenge seit 2010: rund 59 Millionen kWh
Eingesparte Menge an Heizöl: 6 Millionen Liter
oder
Eingesparte Menge an Erdgas: 5 Millionen kWh
CO2-Einsparung: 15.562 Tonnen
Photovoltaikanlage: 63,14 KWp


Von links nach rechts: Ralf Lindlein (Heizwart), Werner Höllein (Mitarbeiter), Ulrich Schrickel (Aufsichtsrat), Bernd Feick (Mitarbeiter), Joachim Kempf (Aufsichts-
rat), Ivo Petschke (Aufsichtsrat), Gerhard Bauersachs (Aufsichtsrat), Hans-Peter Laschka (Schriftführer), Dr. Heinz Köhler (Vorstandsmitglied), Sebastian Höpflinger (Geschäftsführender Vorstand), Peter Schneider (Aufsichtsrat), Ulrich Münch (Aufsichtsratsvorsitzender) und Oliver Plewa (Vorstandsmitglied)

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