Rückblick und Dank - Katastrophenschutzübung
Offizieller Pressebericht des Landratsamts Kronach
Kronach, 26.05.2025
Rückblick Katastrophenschutzübung im Landkreis Kronach
„Es ist unglaublich, was hier von allen Beteiligten auf die Beine gestellt wurde“, zieht Landrat Klaus Löffler mit Blick auf die erfolgte Katastrophenschutzübung am Freitag im Bereich von Mitwitz ein erstes Fazit. Er zeigt sich beeindruckt von der Expertise der einzelnen Einsatzleitungen und der Arbeit der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) rund um stellvertretenden Leiter Sebastian Martin, der souverän und strukturiert durch die Lagebesprechungen führte. „Was in dieser Übung geleistet wurde, beeindruckt mich zutiefst und lässt mich positiv in die Zukunft blicken. Wir wissen jetzt, dass wir für derartige Schadensereignisse gut gerüstet sind“, betont Landrat Klaus Löffler.
Aus Sicht der für den Katastrophenschutz im Landratsamt zuständigen Abteilungsleiterin Theresa Scheffer lief die Übung sehr gut. „Die Kommunikation der Einheiten mit- bzw. untereinander am Einsatzort lief professionell und wurde durch die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung sehr gut dargestellt und dokumentiert. Auch die Arbeit in der FüGK, die abseits vom Geschehen saß, lief gut.“ Dies bestätigten auch die in die FüGK (Führungsgruppe Katastrophenschutz) berufenen Fachberater aus den Bereichen BRK, THW und Polizei. Die Kommunikation zwischen Einsatzstelle und FüGK sei allerdings noch verbesserungsfähig. Während die Kommunikation per Funk gut funktionierte, hakte es am Umgang mit der Einsatzsoftware EPSweb. Diesbezüglich wünscht sich die Abteilungsleiterin bedienungsfreundlichere und unkompliziertere Kommunikationswege. „Um die Infos schnell und unkompliziert auszutauschen, haben wir einen zweiten Führungsassistenten installiert, der an der Einsatzstelle sitzt und mit der Leitung in der FüGK ständigen Kontakt hält. Das hat in der Übung richtig gut funktioniert und wird voraussichtlich das Modell für die Zukunft werden“, so eine erste Bilanz der im Katastrophenschutz verantwortlichen Mitarbeiter aus dem Landratsamt: Johannes Hiesl, Klaus Dressel, Sebastian Börner und Theresa Scheffer.
Rückblick zur Übung: Es ist kurz nach 18 Uhr, als der Alarm für die ersten Feuerwehren im Landkreis ertönt. Grund ist der „Brand“ im Metallveredelungsbetrieb der Firma Weiß in Steinach an der Steinach. In kürzester Zeit rollen zahlreiche Blaulichtfahrzeuge an. „Die erste Herausforderung für die Einsatzkräfte bestand darin, eine gewisse Ordnung und Struktur zu schaffen, Schwerpunkte zu analysieren und Einsatzabschnitte zu bilden“, erklärt André Stadelmann. Nachdem der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Steinach an der Steinach den Einsatz vorerst übernommen hatte und hier laut erstem Fazit des Beobachterteams im Rahmen der Ersterkundung eine exzellente Arbeit geleistet hat, war schnell klar, dass das Szenario so groß wird, dass ein erhöhter Koordinierungsbedarf erforderlich ist. Neben dem großen Brandgeschehen kämpften die Einsatzkräfte inzwischen mit Gefahrgut sowie mit vermissten und verletzten Personen. Sogar eine „tote“ Person wurde aufgefunden. Aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkte in den Bereichen Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und Polizei wurde der erhöhte Koordinierungsbedarf nach Art. 15 Bayerisches Katastrophenschutzgesetz durch den Landrat festgestellt und Kreisbrandrat Frank Fischer als so genannter Örtlicher Einsatzleiter eingesetzt.
Um 21:12 Uhr wurde schließlich der Katastrophenfall durch den Landrat festgestellt. Eine Katastrophe liegt nach Art. 1 Abs. 2 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes bei einem Geschehen vor, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder die natürlichen Lebensgrundlagen oder bedeutende Sachwerte in ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden und die Gefahr nur abgewehrt oder die Störung nur unterbunden und beseitigt werden kann, wenn unter Leitung der Katastrophenschutzbehörde die im Katastrophenschutz mitwirkenden Behörden, Dienststellen, Organisationen und die eingesetzten Kräfte zusammenwirken. Die Leitung blieb bei Kreisbrandrat Frank Fischer, der zuvor bereits als Örtlicher Einsatzleiter fungierte.
Eine besondere Herausforderung in der Übung stellten ausgelaufene, teils unbekannte Chemikalien fest. Zur Bestimmung des unbekannten Giftstoffes kam im Laufe der Übung der CBRN-Erkunder des Landkreises Sonneberg aus Judenbach zum Einsatz. Zirka 800 Liter der Chemikalien liefen in das Abwassersystem und in den angrenzenden Fluss. Deshalb mussten ein mit Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) beschädigter Großbehälter (1000 Liter) und ein 60 Liter umfassendes Kleingebinde mit unbekannter Chemikalie abgedichtet werden. In diesem Zusammenhang mussten Atemschutztrupps gerettet und notdekontaminiert werden. Wie Florian Kristek (BRK) bereits im Rahmen der Lagebesprechung erklärte, müssten kontaminierte Personen vor jeglicher Behandlung dekontaminiert werde. „Dies geschieht zum Schutz der Einsatzkräfte, da sonst eine Kettenreaktion erfolgt. Schlussendlich sollen damit Kontaminationsverschleppungen verhindert werden“, so Kristek.
Ein erstes Fazit im Umgang mit den Gefahrstoffen zieht der hierfür zuständige Kreisbrandmeister für Atemschutz und Gefahrgut, Matthias Raab: „Eine große Herausforderung war die zügige Notdekontamination der betroffenen Personen, bevor sie dem Rettungsdienst übergeben werden konnten.“ Ein Schwerpunkt sei deshalb der Aufbau eines Dekon-Platzes durch die Feuerwehr Kronach gewesen. Hier kam der neue Gerätewagen Atemschutzlogistik / CBRN-Gefahrenabwehr zum Einsatz. Beschafft wurde dieser neue Gerätewagen mit neuester Technik und Ausrüstung durch den Landkreis Kronach für rund 500.000 Euro. „Das hat dazu beigetragen, dass in diesem Bereich alles tadellos lief“, so Raab.
Insgesamt waren um die 520 Einsatzkräfte im Einsatz, darunter 32 Personen des THW, 22 Sanitäter und 18 Wasserretter (DLGR und Wasserwacht). Die Wasserwacht und DLRG wurden zur Absicherung der Einsatzkräfte herangezogen und brachten Ölsperren in der Steinach und der Trainau ein. Das THW half unter anderem beim Ausleuchten der Schadensstelle mit und stellte die Löschwasserzufuhr sicher. Die Polizei sperrte den Einsatzbereich ab, wickelte die Freigabe und den Abtransport der toten Person ab, ging sämtlichen Meldungen wie beispielsweise von Kindern im verunreinigten Gewässer nach und übernahm zusammen mit dem Landratsamt die Pressearbeit.
Für die FüGK unter der Leitung von Thorsten Hentschel lagen die zentralen Aufgaben in der Vorbereitung einer möglichen Evakuierung, der Installation eines Bürgertelefons für Anfragen besorgter Bürger oder auch Angehöriger der Einsatzkräfte. Zudem wurde die Bevölkerung über die 3 erst kürzlich angeschafften mobilen Lautsprecheranlagen in unterschiedlichen Sprachen sowie durch das Ausspielen von Warntexten über digitale Systeme gewarnt. Die FüGK stimmte sich darüber hinaus mit dem Wasserwirtschaftsamt hinsichtlich des Umganges mit den Gefahrenstoffen im Gewässer ab und informierte das Veterinäramt über „tote“ Enten in der Steinach, die der ausgetretenen Säure zum Opfer gefallen waren.
Rückblickend bedankt sich der Landrat explizit beim Vorbereitungsteam, das das Drehbuch für das Szenario mit immer wieder neuen Entwicklungen ausgearbeitet hat. „Dies erfordert viel Zeit, Engagement und Herzblut und ich weiß, dass die Abstimmungen im Organisationsumfeld oft herausfordernd sind. Es ist nicht einfach, alle Beteiligten mit ins Boot zu nehmen, die individuellen Einschätzungen abzuwägen und zügig zu einem lösungsorientierten Ergebnis zu kommen. Aber auch diese Anforderungen wurden professionell gelöst“, freut sich der Landrat.
Das Team, das die Übung auf die Beine stellte, bestand aus André Stadelmann, KBM für den Bereich Katastrophenschutz, sowie
Ø Harald Schnappauf, KBI
Ø Markus Rieger, KBM Führungsausbildung
Ø Matthias Raab, KBM Atemschutz und Gefahrgut
Ø Benjamin Schneider, BRK
Ø Dominik Lauer, THW
Ø Matthias Schuhbäck, Gerd Anders, PI Kronach
Ø und Mitarbeitern aus dem Landratsamt
Nicht zu vergessen ist die BRK Bereitschaft Lauenstein zusammen mit ihrer Partnerbereitschaft vom BRK Schneckenlohe, die für die Zubereitung der Lunchpakete für rund 550 Einsatzkräfte verantwortlich war.